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Christoph Dohr

aktualisiert
Freitag, 13.12.2024 12:34

I024

1835 (ca.) | Lyraflügel (anonym/undatiert)

Lyraflügel anonym Lyraflügel anonym

Signierung auf Korpusrückseite: "M.A.". Aufgrund dieser Signierung ist derzeit noch keine eindeutige Zuweisung an einen Erbauer möglich. Henkel führt in seinem „Lexikon deutscher Klavierbauer“ nur einen Klavierbauer mit den Initialen M.A. für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts an: Michael Althammer, München 1835. Eine Zuschreibung ist nicht möglich. Keine weitere Signierung im Instrument zu finden. Der Vorbesitzer hatte das Instrument ca. 1956/57  für ca. 2-3000 Mark bei einem Antiquitätenhaus in Baden-Baden erworben und unrestauriert eingelagert; ein ca. 1975 ins Auge gefasster, in die originale Substanz eingreifende „Spielbarmachung“ wurde nicht realisiert; derzeit nicht spielbar: schwerer Verwerfungsriss im Stimmstock; Korpus verzogen; zahlreiche Knochenleimstellen in der Mechanik gelöst.

Kurzcharakteristik: Klaviaturumfang: sechs Oktaven + 1 Sekunde (E1 bis f4), weiße Untertasten mit Elfenbeinbelag, schwarze Obertasten Ebenholz; äußerst dekoratives Instrument (Kirschbaum?) mit sieben bronzierten Stäben als Lyrasaiten; 2 Kniehebel (Dämpfungsaufhebung und Moderator); zweichörig bis gis’, danach dreichörig; vier birnenförmige Beine (Länge 48,5 cm; daher sehr geringe Beinfreiheit zur Betätigung der Kniehebel); Spielhöhe [Höhe der Untertastenoberkante über dem Fußboden] 61 cm; Gesamthöhe ca. 210 cm, Korpushöhe ca. 165 cm, Breite ca. 121 cm, Tiefe ca. 65 cm; rechtsstimmig. In Höhe und Breite entspricht das Instrument recht gut dem genau sechsoktavigen Schleip-Flügel in Frankfurt/Oder (Inv.-Nr. 20). Die Schleip-Flügel sind allerdings im Lyra-Bereich stärker tailliert und dadurch im direkten Vergleich eleganter. Kein Notenpult.

Voreigentümer: ursprünglicher Besitzer unbekannt ["M.A."?]; Antiquitätshandel Baden-Baden; zuletzt ca. 1/2 Jahrhundert Privatbesitz, Frankfurt; 2003 Erwerb für die Sammlung Dohr.

Literatur:

  • Hanns Neupert, Art. „Klavier“, Kapitel VI. in: MGG 1. Auflage Bd. 7, Sp. 1101-1109, hier Sp. 1105: „... schließlich als Berliner Sonderform der Lyraflügel mit geschwungenen, den Jocharmen der antiken Leier ähnlichen Zargen.“
  • Hirt, Meisterwerke des Klavierbaus, Olten 1955 (S. 404f.), stellt auch ein Instrument eines Nicht-Berliner Erbauers vor
  • ders. (S. 402f.) beschreibt ein Instrument von J. A. Westermann von 1830 mit identischem Ambitus und zwei- bis dreichörigem Bezug, das allerdings eine andere Mechanik und Pedale aufweist
  • Hubert Henkel, Art. „Althammer, Michael“, in: ders., Lexikon deutscher Klavierbauer, 1. Aufl. Frankfurt/Main 2000, S. 19