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Freitag, 13.12.2024 12:34

I131

1914 | Kammerkonzertflügel C. Bechstein #110 933, Modell C, datiert 28. Juni 1914

Kammerkonzertflügel C. Bechstein #110933

Die Anfänge

Die Pianofortefabrik begann Carl Bechstein 1853 in Berlin als Kleinbetrieb mit wenigen Mitarbeitern und geringen Mitteln. Bis zum Jahr 1859 lieferte Bechstein 176 Instrumente aus. Die für die damalige Zeit ungewöhnliche Stabilität der verwendeten Materialien und die hohe Belastbarkeit der Instrumente ließen den Namen Bechstein rasch bekannt werden. Ende der 1860er-Jahre begann Carl Bechstein mit dem Export seiner Instrumente unter anderem nach Großbritannien und Russland. Als Geschenk an Richard Wagner bestellte Ludwig II. von Bayern bei Carl Bechstein einen Schreibtischflügel, welches Wagner größte Freude bereitete. Ab dem Jahr 1870 stellte das Unternehmen jährlich rund 500 Instrumente her. Im Jahr 1882 fand die Gründung einer zweiten Fabrik in Berlin statt. Im Jahr 1885 folgte eine Dependance in London und im Jahr 1897 die dritte Fabrik in Berlin.
In London wurde mit der Bechstein Hall im Jahr 1901 der Bau eines eigenen Konzertgebäudes vollendet. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der folgenden Enteignung und Schließung erhielt das Gebäude im Jahr 1917 den Namen Wigmore Hall und war wieder für den Konzertbetrieb geöffnet. Weitere Konzertgebäude errichtete Bechstein in Paris und Sankt Petersburg. Carl Bechstein verkaufte seine Instrumente an Konzertveranstalter, Kaiserhöfe und Konservatorien. Seine Bekanntheit ließ den Export stark ansteigen.

Nach dem Tod des Firmengründers Carl Bechsteins im Jahr 1900 übernahmen seine Söhne Edwin Bechstein (1859-1934), Carl jun. (*1860) und Johannes (1863-1906) das Unternehmen. Edwin übernahm die kaufmännische Leitung, Carl den Instrumentenbau. Im Jahr 1903 hatte der Betrieb 800 Beschäftigte und stellte jährlich 4500 Instrumente her. Im gleichen Jahr gründete die Gesellschaft eine weitere Niederlassung in Paris. In der Zeit, bis dass der Erste Weltkrieg Wirkung auf die deutsche Bevölkerung und Wirtschaft zeitigte, lag auch der Höhepunkt von C. Bechstein.

Während des Ersten Weltkrieges kam im Jahr 1916 das Aus für die Bechstein‘schen Auslandsfilialen. Die britische Regierung hatte die Liquidation aller deutschen Niederlassungen angeordnet; auch in Frankreich wurde Bechstein enteignet. Die Firma C. Bechstein hat sich von den Folgen des Ersten Weltkrieges nie mehr wirklich erholen können.

Fatal für das Unternehmen wurde die Ehe von Edwin mit einer Verehrerin Adolf Hitlers: Edwin und seine Frau Helene Bechstein (geborene Capito) kauften sich im Jahr 1923 wieder in das Unternehmen ein. Edwin war im Jahr 1916 nach einem Streit mit seinem Bruder ausgeschieden und hatte sich auszahlen lassen. Helene Bechstein, nun Mitinhaberin des Unternehmens, war eine frühe Verehrerin von Adolf Hitler. Zusammen mit Elsa Bruckmann (Gattin des Verlegers Hugo Bruckmann) ermöglichte sie dem damals meist nur regional Aufsehen erregenden Hitler den Aufstieg in die „besseren Kreise“ in München und Berlin. Sie unterstützte ihn auch finanziell in umfassender Weise. Diese Aktivitäten waren dem Unternehmen indessen nicht zuträglich. Wegen Helenes offener antisemitischer Einstellung verlor man einige wichtige Kunden - und einen Großteil des Renomees und seiner Marktposition. Während des Zweiten Weltkrieges richtete man innerhalb des Unternehmens eine Abteilung für Propellerbau ein und wurde damit nicht nur zum kriegswichtigen Unternehmen, sondern auch zum Ziel aliierter Bomberangriffe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Wegen der engen Kontakte zum Nationalsozialismus beschlagnahmte und entnazifizierte die amerikanische Besatzungsmacht die Firma Bechstein. Die amerikanische Treuhändergesellschaft hob im Jahr 1951 diese Beschlagnahme wieder auf. Im Jahr 1959 gründete Bechstein eine weitere Fabrik in Karlsruhe. Die Zahl der jährlich dort wie in Berlin gebauten Instrumente belief sich in den 1960er-Jahren auf 1000 Stück. Später folgte ein weiterer Standort in Eschelbronn.

Viele Jahrzehnte bevorzugen bedeutende Komponisten wie Franz Liszt, Richard Wagner oder Claude Debussy und berühmte Pianisten wie Wilhelm Backhaus, Walter Gieseking, Artur Schnabel, Wilhelm Furtwängler, Wilhelm Kempff oder Jorge Bolet Flügel der Marke C. Bechstein.

Bereits seit den Anfängen der modernen Tonaufzeichnungen nahmen Pianisten auf Bechstein auf. Berühmte Einspielungen aus den 1930er-Jahren stammen beispielsweise von Artur Schnabel (sämtliche Beethoven-Sonaten für HMV) und Edwin Fischer ("Das Wohltemperierte Klavier" von Bach für HMV). Nach dem Zweiten Weltkrieg spielten Pianisten wie Jorge Bolet (Decca) und Dinu Lipatti (EMI) Schallplatten auf Bechstein ein. Aus jüngster Zeit stammen CD-Produktionen auf Bechstein von Aldo Ciccolini, Konstantin Lifschitz, Abdel Rahman El Bacha, Michel Dalberto,Boris Bloch, Pavel Gililov, Shani Diluka, Zhang Hai'ou, David Theodor Schmidt. Im Bereich des Jazz haben Oscar Peterson, Joachim Kühn und noch im Jahr 2009 Paul Kuhn auf Bechstein aufgenommen. In der Popmusik nahmen die Beatles Hey Jude und White Album auf einem Bechstein auf, ebenso wie David Bowie, Freddie Mercury (Queen: A Night at the Opera), Supertramp, Elton John (Your Song) oder Peter Gabriel. Zahlreiche Schallplatten wurden dabei in den Abbey Road Studios und den Trident Studios aufgezeichnet.

Alexander Skrjabin schrieb am 8. Dezember 1910 an den Pianisten Matwej Presman im Hinblick auf eine geplante Konzerttournee: „Ich sende Dir das Programm meiner Konzerte. Ich vergaß, Dir mitzuteilen, daß ich jetzt immer auf einem Bechstein spiele. Deshalb sei bitte so gut zu veranlassen, daß mir in allen drei Städten gute Instrumente (Bechstein natürlich) bereitgestellt werden.[…]“

Christoph Dohr (nach Wikipedia und MMG1)

Kammerkonzertflügel C. Bechstein #110933
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