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Montag, 08.01.2024 8:58

I232

1932| ungebundenes, zweichöriges Clavichord "Modell 31" J. C. Neupert #15337

Clavichord Modell 31 J.C. Neupert

Beschreibung: J. C. Neupert: "Klavichord Modell 31", braun gebeizt, Ungebundenes, zweichöriges Clavichord mit viereinhalb Oktaven Ambitus (C - f'''). Seriennummer 15337.
Identifikation: Im Vorsatzbrett intarsiert "Neupert Bamberg" im Stil der (frühen) 1930er-Jahre. Seriennummer "15337" eingeschlagen (Unterboden?).

Kommentar: Auffallend ist die Modernizität der Gestaltung - deutlich vom "Bauhausstil" beeinflusst. Der etwas spätere Neupert-Katalog 1935 weist nur noch die Modelle "32" (viereinhalboktaviges Tischklavichord) und "33/1" sowie "33/2" (fünfoktavige Klavichorde, ein- bzw. zweichörig) aus. Das Standclavichord Modell "31" scheint von den Korpus-Dimensionen her eher dem Tischclavichord Modell "32" zu entsprechen, allerdings in zweichöriger Ausführung.

Wolf-Dieter Neupert berichtet am 31.03.2023 zu diesem Instrument der Sammlung Dohr:

"Lieber Herr Dohr,
hier die Erkenntnisse, die sich ohne größere Umstände aus unseren Unterlagen zu den NEUPERT-Klavichorden finden lassen.
In den Jahren 1929-1933 wurden von Hanns Neupert 6 verschiedene Klavichord-Modelle entwickelt, von denen anschließend lediglich das Modell 32/I ("Philipp-Emanuel") bis heute weiter gebaut wird, die übrigen blieben Einzelinstrumente.
Es sind dies:
1929: Klavichord 29
1930: Klavichord L 1930 (Kopie nach Lemme)
1931: Klavichord 31
1932: Klavichord 32/II
1933: Klavichord 32/I
Klavichord 33 ("Bärenreiter-Klavichord")
Dasselbe gilt für die zwischen 1947 und 1955 entwickelten Klavichord-Modelle, von denen nur das Modell 115 ("Kuhnau") bis heute gebaut wird.
Es sind dies:
1947: 4'- Kleinklavichord
1948: 8'- Kleinklavichord
1949: Klavichord 49/II
1950: gebundenes Klavichord
1952: Klavichord 115
1953: Pedalklavichord
1955: Klavichord H55/II
Über alle Modelle hinweg wurden bis 1973, dem Jahr meines Firmeneintritts, 821 Klavichorde gebaut.
Mit freundlichen Grüßen
Wolf Dieter Neupert"

Jan Großbach hat das Instrument von Mai bis Juli 2023 in seiner Werkstatt in Frankfurt-Höchst generalüberholt. Hier seine schriftliche Dokumentation:

"Gehäuse 1155/505 mm ohne Zierleisten, Korpushöhe 140 mm; Wände und Deckel Pappel massiv, dunkelbraun gebeizt und mattiert; Bodenbrett Buche massiv, ca. 31 mm stark.
Klaviatur Nummer 29424, vermutlich Laukhuff. Tastenhebel Fichte, UT Ebenholz, OT weißer Kunststoff. Der durchgehende Klaviaturteller ist vollflächig auf das Grundbrett geleimt und zusätzlich verschraubt.

Zustand bei Anlieferung
Saitenbezug weitgehend entspannt, Instrument stark verzogen, Verleimungen des Korpus teilweise gelöst. Auf dem Deckel zahlreiche Wasserflecke. Die beiden Leimfugen des Bodenbretts offen und unzulänglich ausgespänt. Ausgespänte Risse im Resonanzboden. Der Damm direkt hinter der Klaviatur vom Bodenbrett gelöst mit Spuren eines erfolglosen Reparaturversuchs (Leimreste und drei Schraubenlöcher im Bodenbrett). Der Steg teilweise vom Resonanzboden gelöst. Risse im Stimmstock und im Bassbereich des Saitenanhangs.
Der vorgefundene Saitenbezug mit großer Sicherheit nicht original. (Stahldraht, die Chore 1-4 Stahl mit weiter Kupferbespinnung). Die Wirbellöcher waren mit Streifen von Schleifleinen aufgefüttert.

Befunde beim Zerlegen
Signatur mit Bleistift auf dem Bodenbrett "Bamberg Juni 1932". "1" mit Bleistift auf der Unterseite des Stegs und auf der Leimfläche der rechten Seitenwand.

Reparaturen 2023
Instrument zerlegt, Resonanzboden herausgelöst. Stimmstock und Seitenwand rechts gelöst. Die offenen Fugen im Bodenbrett ausgefräst und mit Buchenholz ausgefüllt. Stimmstock komplett erneuert, Anhang im Bass ausgefräst und erneuert.
Damm ergänzt und eingeleimt. Resonanzboden neu verleimt, im Diskant ein Streifen in der Breite ergänzt. Rippen aufgeleimt. Steg verleimt, neu bestiftet und aufgeleimt. Resonanzboden eingeleimt.
Instrument neu besaitet unter Verwendung der alten Wirbel. Klaviatur überarbeitet und eingerichtet. Gehäuseoberflächen aufgefrischt und neu mattiert, Deckel außen abgebeizt, geschliffen, neu gebeizt und montiert.
Frankfurt-Höchst, 22. Juli 2023
Jan Großbach"

Provenienz: Das Clavichord wurde zum Preis von 330 RM am 17. Oktober 1932 an Jürgen Voigt in Rambin auf Rügen von J. C. Neupert ausgeliefert; vorletzte Eigentümer waren die Eheleute Dr. med. Gerlinde Hörig, Freyburg (Unstrut), erworben für die Sammlung Dohr am 15. März 2023 vom letzten Eigentümer, Chris Klang, ebda.

Zustand: Originalzustand von der Substanz her, Spuren einer unfachmännischen Reparatur (z.B. nicht dem Instrument gerecht werdender Bezug) mit den zahlreichen Rissen/Verwerfungen im Resonanzboden, an der Saitenaufhängung und an den Wirbeln; Instrument nicht mehr stimmbar.

Generalüberholung im Juni und Juli 2023 durch Jan Großbach, Frankfurt-Höchst: Beseitigung der Schäden durch die unfachmännische Reparatur; neuer, dem Original nahekommender Bezug.

Clavichord Modell 31 J.C. Neupert Clavichord Modell 31 J.C. Neupert
Clavichord Modell 31 J.C. Neupert
Clavichord Modell 31 J.C. Neupert
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